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Wimmer, Friedrich

Aus Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-) Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945
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Friedrich Wimmer
Friedrich Wimmer

Wimmer, Friedrich Johann

Dr. phil., Dr. iur. utr.

* 09.07.1897 Salzburg, † 02.08.1965 Regensburg; kath..

Volksschule (5 Klassen) und Staatsgymnasium in Salzburg,1914 – Juli 1915 Freiwilliger im Freiwilligen Jungschützen-Regiment Salzburg, April 1915 Immatrikulation an der Universität Wien, 15.07.1915 Eintritt in das k.u.k. Infanterie-Regiment "Erzherzog Rainer" Nr. 59 als Kriegsfreiwilliger, 29.10.1916 Fähnrich i. d. R., 01.02.1917 Leutnant i. d. R., 28.02.1919 aus dem Heeresdienst entlassen.

1919 – 1920 Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Wien, 1919 – 1920 zugleich Assistent für Kunstgeschichte bei Prof. Josef Strzygowski (1862-1941) an der Universität Wien, April 1920 – 1922 Fortsetzung des Studiums in Göteborg (Schweden), zugleich Assistent am Kunstmuseum in Göteborg, 17.07.1922 Promotion zum Dr. phil. (Hauptfach: Kunstgeschichte, Nebenfach: Urgeschichte), Winter 1922 – 01.07.1926 Ersatzassistent bzw. wissenschaftliche Hilfskraft am 1. Kunsthistorischen Institut der Universität Wien, 1923 Vorprüfung für das Lehramt an Mittelschulen, 01.07.1926 – 1930 Assistent (Vertragsangestellter) am Niederösterreichischen Landesmuseum in Wien (Leiter der urgeschichtlichen Ausgrabungen in Niederösterreich), Ausschußmitglied in der Wiener Prähistorischen Gesellschaft, 1926 – 1930 zugleich Studium der Rechtswissenschaften in Wien, 1930 Promotion zum Dr. iur. utr.

1930 Überleitung in das Rechtsbüro der niederösterreichischen Landesregierung als juristischer Konzeptsbeamter, 1932 – 1935 der Abteilung 1 (föderative Fragen) des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung zugewiesen, 03.08.1933 Große juristische Staatsprüfung (praktischpolitische Prüfung), 1935 in das österreichische Bundeskanzleramt (Wien) einberufen, 01.01.1936 Ministerialsekretär im Personenstand des Bundeskanzleramtes, 1936 – März 1938 Landesregierungsoberkommissär in der Abteilung 1 (Verfassungsabteilung) des österreichischen Bundeskanzleramts.

11. – 12.03.1938 Berater von Dr. Arthur Seyß-Inquart bei der Vorbereitung des "Anschlusses", 12. – 15.03.1938 Staatssekretär im Bundeskanzleramt, 13.03.1938 Mitautor des "Gesetzes über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich", 15.03.1938 – 30.04.1939 Staatssekretär[1] (Bereiche Rechtsangleichung, Rechtsetzung, Staatsrecht und allgemeine Verwaltungsorganisation) in der Österreichischen Landesregierung, 22.03.1938 Mitglied der österreichischen Landesregierung, 24.05.1938 – 30.04. 1939 Staatskommissar und Leiter der Abteilung I (Staatsrecht, Rechtsangleichung und allgemeine Verwaltung) im Amt des Reichsstatthalters in Österreich, dann Staatssekretär a. D., Ministerialdirigent[2],

29.08.1939 vertrw. mit der Verwaltung der Stelle des Regierungspräsidenten von Niederbayern und Oberpfalz beauftragt (15.09. Dienstantritt), 01.04.1940 Regierungspräsident[3].

05.06.1940 – Mai 1945 Generalkommissar für Verwaltung und Justiz (mit Erlaubnis zum Tragen der Uniform eines Staatssekretärs im Reichsdienst) bei dem Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete, zugleich Stellvertreter (im Ausnahmezustand) des Reichskommissars für die besetzten niederländischen Gebiete[4] 1944 – Mai 1945 zugleich kommissarischer Generalkommissar für Wirtschaft und Finanzen bei dem Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete.

Mai 1945 – 14.08.1947 Kriegsgefangenschaft, 07.06.1945 auf Weisung der Militärregierung als Regierungspräsident entlassen, 13./14.06.1946 Zeuge der Verteidigung im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß zu den Vorgängen in den Niederlanden, August 1947 – 24.03.1949 im Internierungskrankenhaus Garmisch-Partenkirchen, 17.03.1949 von der Hauptkammer Regensburg in Gruppe IV (" Mitläufer") eingestuft, 01.04.1949 Leiter der Rechtsabteilung in der Direktion der Mannheimer Lebensversicherungsanstalt, 01.07.1953 aus Krankheitsgründen ausgeschieden, nach langwierigen Verhandlungen Zuerkennung von Ruhestandsbezügen als Regierungspräsident[5].


1932 persönlicher staatsrechtlicher und staatspolitischer Berater des Landesleiters der Landesleitung Österreich der NSDAP (Hauptmann Josef Leopold), 01.02.1934 Eintritt in die (illegale) österreichische NSDAP, 12.03.1938 Eintritt in die Allgemeine SS (Nr. 308.221), 1938 SS-Hauptscharführer, 13.07.1938 SS-Obersturmführer (mit Wirkung vom 12.03.1938), 13.07.1938 – 01.02.1940 ehrenamtlicher SS-Führer bei dem Stab des SS-Oberabschnitts Donau (mit Wirkung vom 15.06.1938), 28.09.1938 SS-Sturmbannführer (mit Patent vom 25.07.1938), 09.11.1938 durch SS-Oberführer Konstantin Kammerhofer als SS-Führer "auf den Führer ... vereidigt", Mitglied der NSV, des NSRB und des RDB, Mai 1939 Gaugruppenwalter "Verwaltungsrechtswahrer" in der Gauführung Wien des NSRB, 30.06.1939 mit Wirkung vom 01.05.1938 wieder in die NSDAP (Mitgliedsnr. 6.330.487) aufgenommen, 06.06.1940 SS-Obersturmbannführer (mit Wirkung vom 11.09.1938), 06.06.1940 SS-Standartenführer (mit Wirkung vom 10.09.1939), 06.06.1940 SS-Oberführer (mit Wirkung vom 02.06.1940), 16.05.1942 SS-Brigadeführer, 24.11.1942 Vorsitzender der Deutschen Gruppe der "Arbeitsgemeinschaft für die deutsch-italienischen Rechtsbeziehungen".

Q.: Deutinger, NS-Regierungspräsidenten, S. 397f., Fußn. 53; BayHSTA MInn 85403; Broucek 2, S. 95, Fußn. 107; SS-Dienstaltersliste 1944 Nr. 292; Mitt. Andreas Schulz (SSO); http://science.orf.at/science/urban/83125; Liebler, S. 132f.

Bildnachweis: Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann, Bildnummer: hoff-42055/ hoff-42054.

Weitere Informationen:


Einzelnachweise

  1. Wimmer führte den Titel "Staatssekretär" bis 1943 weiter. Im Juli 1943 wurde ihm jedoch vom RFSS das Fortführen der Bezeichnung "Staatssekretär" untersagt.
  2. So findet sich in einem Fragebogen Wimmers (ohne Datum, mutmaßlich 1939/40) die Berufsangabe: "Staatssekretär a. D., Ministerialdirigent, komm. Regierungspräsident in Regensburg" (BArch- SSO).
  3. Wimmer blieb juristisch und stellenplanmäßig bis 1945 im Amt und wehrte sich (bis 1943 erfolgreich) gegen eine anderweitige Besetzung der verwaisten Stelle. Die Wiederbesetzung 1943 durch Gerhard Bommel erfolgte auf einer eigens eingerichteten zweiten Planstelle.
  4. "Als Chef der Justizverwaltung in den Niederlanden hat er im Jahre 1940/41 in keiner Form die Härte aufgebracht, die notwendig war, um durchzugreifen. Er hat mir persönlich im Sommer des vergangenen Jahres gesagt, daß er bei dem scharfen SS-Kurs nicht mitmachen könne, weil er innerlich dafür zu weich sei und andere Auffassungen zu den den Dingen hätte. ... Später hat dann der Reichskommissar persönlich eingegriffen und Dr. Wimmer zu einer schärferen Gangart veranlaßt. Klagen auf dem Sektor Justiz liegen daher in dem letzten halben Jahr nicht mehr vor. Er bemüht sich sichtlich, den Kurs zu halten..." – HSSPF Hans Albin Rauter an RFSS Heinrich Himmler, 12.05.1942.
  5. Eine verblüffend andere Version aus österreichischer Sicht liefert ein Biogramm Wimmers in http://science.orf.at/science/urban/83125 (29.07.2010): Nach 1946 soll er in Österreich untergetaucht sei; trotz mehrfacher Versuche der amerikanischen Besatzungsbehörden in den Jahren 1948/49 und Ausschreibung im staatspolizeilichen Fahndungsblatt wurde er nicht gefunden. So wurde er am 07.04.1953 amtlich aus Wien abgemeldet, am 09.11.1957 ein gerichtlichen Verfahrens gegen ihn eingestellt, am 02.01.1958 in Salzburg noch ein Anwalt zwecks Ausstellung des Gerichtsbeschlusses bevollmächtigt.


Empfohlene Zitierweise: Joachim Lilla: Wimmer, Friedrich, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/Wimmer, Friedrich (26. November 2024).

Der für das Attribut „Beschreibung“ des Datentyps Seite angegebene Wert „(Staatssekretär a. D.) Dr. Friedrich Wimmer(15.09.1939 vertrw., 01.04.1940 – Ende Mai 1940 17) [07.06.1945])“ enthält ungültige Zeichen oder ist unvollständig. Er kann deshalb während einer Abfrage oder bei einer Annotation unerwartete Ergebnisse verursachen.