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Niekisch, Ernst

Aus Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-) Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945
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Ernst Niekisch

* 23.05.1889 Trebnitz/Schlesien, † 23.05.1967 Berlin; evang., sp. diss.


Volksschule, Realschule und Präparandenanstalt bei Nördlingen, Lehrerseminar in Altdorf bei Nürnberg, 1908–1909 Militärdienst, 1907–1918 Volksschullehrer in Dörfern in der Nähe von Nördlingen, seit 1909 in Augsburg, 1914–1917 Kriegsteilnehmer (Garnisonsdienst), 1918 Mitarbeiter, zeitweise Redakteur der "Schwäbischen Volkszeitung" in Augsburg.

Nov. 1918–Jan. 1919 (PN) (Landesarbeiterrat: Schwaben), nach der Ermordung Eisners vom 21./22.02.–17.03.1919 Vorsitzender des Zentralrats (der Arbeiter, Bauern-und Soldatenräte Bayerns) als Vertreter der Arbeiterräte) und faktisch Inhaber der vollziehenden Gewalt in Bayern, Mitglied im Aktionsausschuss des Rätekongresses als Vertreter des Vollzugsrats der Arbeiterräte Bayerns, 25.02.–08.03.1919 Vorsitzender des Kongresses der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte, München, 01.03.1919 vom Rätekongress ernannter Kultusminister (amtierte nicht), 07./08.04.1919 Vorsitzender des Revolutionären Zentralrats.

Juni 1919 wegen "Beihilfe zum Hochverrat" zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt, Aug. 1919–Aug. 1921 in verschiedenen Anstalten in Haft, 1920–14.03.1923 Landtag (Bayern), Nov. 1922–Juli 1926 Jugendsekretär im Hauptvorstand des Textilarbeiterverbandes mit Sitz in Berlin, Juli 1926–Mai 1928 Redakteur des ASP-Organs "Der Volksstaat" in Dresden, seit 1929 in Berlin, u. a. 1926–1934 Herausgeber der Zeitschrift "Widerstand – Blätter für nationalrevolutionäre Politik".

1934 Verbot der Zeitschrift, seit 1937 in Haft, 10.01.1939 vom 1. Senat des Volksgerichtshofs wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Verbrechens gegen § 2 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien zu lebenslangem Zuchthaus und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt, bis 27.04.1945 im Zuchthaus Brandenburg-Görden, weitgehende Lähmung und Erblindung als Folgen der Haft.

Aug. 1945–März 1948 Leiter der Volkshochschule Berlin-Wilmersdorf, 1947–1948 Lehrbeauftragter, März 1948–Okt. 1949 Professor mit vollem Lehrrauftrag und Direktor des Instituts für Politik und soziale Probleme, Okt. 1949–1954 ordentlicher Professor und Direktor des Instituts zur Erforschung des Imperialismus an der Humboldt-Universität Berlin, 1954 emeritiert und Übersiedlung nach West-Berlin.


1917 SPD, Nov. 1918 Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats Augsburg, Dez. 1918 Delegierter zum 1. Rätekongress in Berlin, 27.01.–Febr. 1919 Mitglied im Vollzugsrat der Arbeiterräte Bayerns (1. Vorsitzender; Presse- und Propagandabüro) als Vertreter Schwabens seit 27.01.1919, Jan. 1919 kurzzeitig Mitglied, 21.02.–April 1919 Vorsitzender des im Zentralrat der Arbeiter, Bauern-und Soldatenräte Bayerns (Vertreter der Arbeiterräte), Mitglied im Aktionsausschuss des Rätekongresses als Vertreter des Vollzugsrats der Arbeiterräte Bayerns, im Revolutionären Zentralrat (Vorsitzender), Juni 1920 USPD, 1920 Reichstagskandidat im Wahlkreis 27, 1928 in verschiedenen Wahlkreisen und auf dem ASP-Reichswahlvorschlag, 1920–1923 Mitglied des Stadtrats in Augsburg, Okt. 1921–Sept. 1922 USPD-Fraktionsvorsitzender, Okt. 1922–1923 stellvertretender USPD-Fraktionsvorsitzender, Juli 1926 ASP, Nov. 1928 Austritt aus der ASP, 1946 SED, März 1948–Okt. 1949 Mitglied des Volkskongresses in der SBZ, 1949–1954 Mitglied der D.R.-Volkskammer, Mitbegründer, zeitweise Mitglied der Landesleitung Berlin und des Präsidiums des Kulturbundes, 1953 Bruch mit der SED, 1954[1] Parteiaustritt.


Q.: Lilla, Bayerischer Landtag, Nr. 396; Köglmeier, S. 467, 471.

Bildnachweis: Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann, Bildnummer: hoff-2956.

Weitere Informationen:


Empfohlene Zitierweise: Joachim Lilla: Niekisch, Ernst, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/Niekisch, Ernst (21. November 2024).


  1. Wikipedia (-> http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Niekisch) und NDB (-> http://www.deutsche-biographie.de/sfz71862.html) nennen als Austrittsjahr 1955, andere Quellen auch 1958.