Datenbank Außenbeziehungen Bayerns

Eberstein, Friedrich Frhr. v.

Aus Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-) Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945
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Eberstein, Friedrich Karl Frhr. v.

* 14.01.1894 Halle a. d. Saale, † 10.02.1979 Tegernsee; evang.-luth.

1904–1912 Kadettenhaus Naumburg und Haupt-Kadettenanstalt Groß-Lichterfelde, 1912 aus gesundheitlichen Gründen nicht in den aktiven Militärdienst übernommen. 1913/14 Studium der Landwirtschaft und Nationalökonomie an der Universität Halle, Jugendfreund von Reinhard Heydrich. August 1914 Kriegsfreiwilliger, 1915 Vizewachtmeister d.R.

September 1915–November 1919 Fronteinsatz im 2. Pommerschen Feldartillerie-Regiment Nr. 17 (Westfront), zuletzt als Batterieführer, 25.11.1915 Leutnant d.R. Februar–Mai 1919 Zeitfreiwilligen-Regiment Halle und Freiwilliges Landesjäger-Korps (Maercker), 1919–1920 Adjutant im Freikorps Roßbach. Ende 1919–März 1920 Lehrling bei der Filiale Halle der Commerz- und Privatbank. März 1920 Teilnahme am Kapp-Putsch, 01.04.–Juli 1920 Führer der 3. Batterie des Reichswehr-Artillerie-Regiments 16 (Wittenberg), Juli 1920 aus der Reichswehr ausgeschieden.

April 1921 freiwilliger Wachtmeister der Schutzpolizei (beim Hölz-Aufstand), Mai–September 1921 Kompanieführer und Regimentsadjutant beim Selbstschutz Oberschlesien. September/Oktober 1921 als politischer Flüchtling in Tirol. 1923 kaufmännischer Angestellter bei den Leuna-Werken, 1924–1926 Landwirtschaftsarbeiter, 1926 Angestellter der Heeresverwaltung bei der Kommandantur des Truppenübungsplatzes Ohrdruf, 1927 wegen früherer NSDAP-Zugehörigkeit aus dem Angestelltenverhältnis der Heeresverwaltung entlassen. 1928 selbständiger Fabrikant in Gotha, 1929–01.07.1930 Geschäftsführer im Lloyd-Reisebüro Gotha.

01.07.1930 Übernahme als hauptamtlicher SA-Führer, 01.07.1930–01.02.1931 Adjutant beim SS-Oberführer Thüringen und zugleich Adjutant im Stab des SA-Gausturms Thüringen (Weimar). 01.02.1931 zum Stab der Obersten SA-Führung berufen, 01.02.1931 SA-Standartenführer, 01.02.–15.09.1931 Referent in der Abteilung I und Adjutant des Quartiermeisters im Stab der Obersten SA-Führung, 15.09.–15.11.1931 Abteilungsleiter im Quartiermeisteramt der Obersten SA-Führung, 15.11.1931 SA-Oberführer, 15.11.1931–13.04.1932 (mit Wirkung vom 09.11.1931) Gausturmführer München-Oberbayern (SA-Untergruppe München-Oberbayern), 01.07.1932–20.02.1933 Führer (bis 15.09.1932 m.d.F.b.) der SA-Gruppe Hochland (München), 15.09.1932 SA-Gruppenführer (mit Wirkung vom 01.09.1932).

20.02.1933 von der SA zur SS zurückversetzt, 20.02.1933 SS-Standartenführer (mit Wirkung vom 01.02.1931), 20.02.1933 SS-Oberführer (mit Wirkung vom 15.09.1931), 20.02.1933 SS-Gruppenführer (mit Wirkung vom 01.09.1932), 21.02.–09.09.1933 Führer (bis 06.03.1933 m.d.F.b.) des SS-Abschnittes XVIII (Weimar). März 1933–1945 MdR, 20.10.1933–29.12.1934 Thüringischer Staatsrat und Mitglied der Thüringischen Landesregierung. 15.11.1933–01.05.1935 Führer des SS-Oberabschnitts Mitte (Weimar), 01.05.–15.06.1934 Führer des SS-Oberabschnitts Elbe (Dresden), 15.06.1934–01.04.1936 Führer des (neuen) SS-Oberabschnitts Mitte (Dresden), 13.07.1934–1939 Mitglied des Volksgerichtshofes, 15.12.1934–24.03.1936 (bis 01.05.1935 kommissarischer) Kreishauptmann von Dresden-Bautzen.

24.03.1936 mit Wirkung zum 01.04.1936 Polizeipräsident in München (bis 01.10.1942), 15.04.1936 (Dienstantritt) als Polizeipräsident in München, 01.04.1936–20.04.1945 Führer des SS-Oberabschnitts Süd (München), 20.04.1936 SS-Obergruppenführer. 15.12.1937–20.04.1945 Leiter der Polizeiabteilung im Bayerischen Staatsministerium des Innern. 12.03.1938–06.12.1939 Höherer SS- und Polizeiführer in den Wehrkreisen VII und XIII (München und Nürnberg), März–Juni 1938 Führer des Sicherungsstabes für die Volksabstimmung am 10.04.1938 im SS-Oberabschnitt Süd. 14.06.1939 Ministerialdirektor unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit, 15.06.1939 auf eigenen Antrag aus gesundheitlichen Gründen als Höherer SS- und Polizeiführer enthoben (rückgängig gemacht).

22.09.1939–30.11.1942 Mitglied des Reichsverteidigungsausschusses im Wehrkreis XIII, 22.09.1939–20.04.1945 Mitglied des Reichsverteidigungsausschusses im Wehrkreis VII, 06.12.1939–17.12.1942 Höherer SS- und Polizeiführer beim Bayerischen Staatsminister des Innern und bei den Reichsstatthaltern in Baden, im Sudetengau, in Thüringen und in Württemberg in den Wehrkreisen VII und XIII, 01.11.1939–20.04.1945 Gerichtsherr des SS- und Polizeigerichts I München, 08.04.1941 General der Polizei, 21.10.1941 von der Leitung der staatlichen Polizeiverwaltung München entbunden[1]. 18.05.1942 (mit Wirkung vom 01.01.1942) in die Planstelle eines Generals der Polizei eingewiesen. 17.12.1942–20.02.1944 Höherer SS- und Polizeiführer beim Bayerischen Staatsminister des Innern im Wehrkreis VII, 20.02.1944–20.04.1945 Höherer SS- und Polizeiführer Süd in den Gauen München-Oberbayern, Schwaben und im Wehrkreis VII, 20.06.1944 General der Waffen-SS und der Polizei (mit Wirkung vom 01.07.1944). 01.10.1944–20.04.1945 Höherer Kommandeur der Kriegsgefangenen im Wehrkreis VII, 20.04.1945 wegen Defätismus auf Veranlassung von Martin Bormann durch Gauleiter Paul Giesler sämtlicher Ämter enthoben.[2]

1945–26.10.1948 in insgesamt 23 Lagern und Gefängnissen interniert, zuletzt im Lager Dachau. 03.08.1946 und  05.08.1946 Zeuge im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß, später trotz mehrerer Ermittlungsverfahren nicht verurteilt, 15.11.1948 durch die Spruchkammer München X in die Gruppe III ("Minderbelastete") eingestuft und zu 30 prozentigem Vermögenseinzug bei einjähriger Bewährungsfrist verurteilt, danach in Tegernsee-Süd wohnhaft. Zeitweise beschäftigt in der Rezeption der Spielbank Bad Wiessee, 28.05.1951 Einstellung eines Verfahrens wegen Beihilfe zum Mord u.a. durch das Landgericht München, 19.02.1953 nach zwischenzeitlicher Einstufung in die Gruppe II ("Belastete") und mehreren Berufungsverfahren aufgrund des Gesetzes zum Abschluß der politischen Befreiung rückwirkend zum 01.09.1950 in die Gruppe IV ("Mitläufer") eingestuft.


1918–1920 DNVP, 1919–1924 Stahlhelm, Mitbegründer der Ortsgruppe Halle a.d.Saale des Stahlhelm. Oktober 1922 Eintritt in den Notbund Halle (Vorläufer der NSDAP), 1924–1925 Führer des Frontbann in Naumburg, August 1924–1925 Stabschef und Ia (Truppenreferent) der Gruppe Mitte (Halle) des Frontbann, gleichzeitig Privatsekretär bei Wolf Heinrich v. Helldorf. 17.08.1925 NSDAP (Nr. 15.067), 1925/26 SA-Mann, 30.11.1925 Austritt aus der NSDAP (wegen Aufnahme einer Tätigkeit in der Heeresverwaltung), 01.02.1929 Wiedereintritt in die NSDAP (Nr. 15.067). 01.04.1929 SS (Nr. 1.386), 12.04.1929 SS-Sturmführer, 12.04.1929–01.07.1930 Adjutant der SS-Staffel VIII "Thüringen" (Weimar). Mai 1930–Januar 1931 Stadtrat in Gotha, 1933 Mitglied des Reichsluftschutzbundes, Mitglied des Reichskolonialbundes.


Q.: Lilla, Statisten Nr. 197; Bildnachweis: Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann, Bildnr.: hoff-656/ hoff-670.

Weitere Informationen:


Einzelnachweise

  1. Blieb aber nominell bis 01.10.1942 im Amt.
  2. Freiherr von Eberstein hatte sich ab Anfang März 1945 geweigert, die 25.000 Insassen des KZ Dachau töten zu lassen. Zudem lehnte er die Verteidigung Münchens gegen die US-Armee ab.



Empfohlene Zitierweise: Joachim Lilla: Eberstein, Friedrich Frhr. v., in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/Eberstein, Friedrich Frhr. v. (24. November 2024).