Quidde, Ludwig: Unterschied zwischen den Versionen
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Bildnachweis: Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, Hbks Z 35-2 = 4 Biogr.c. 252 k-2 / S. 1459 rechte Sp. Unten, Bildnummer: port-011937. | |||
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Version vom 20. Mai 2021, 07:17 Uhr
Dr. phil.
* 23.03.1858 Bremen, † 05.03.1941 Genf; diss.
Gymnasium in Bremen, Herbst 1876 Abitur, ab 1877 Studium der Philosophie, Nationalökonomie und Geschichte in Straßburg, ab Sommer 1878 in Göttingen, 1881 Promotion in Göttingen (Diss.: "König Sigmund und das Deutsche Reich von 1410–1419. Die Wahl Sigmunds").
1882 Mitarbeiter (Bände V und VI, 1885, 1888), ab 1885 Mitherausgeber bzw. 1889–1896 und 1898–1935 Gesamtleitung (Bände X–XVIII, 1898–1939) der Edition der "Deutschen Reichstagsakten - Ältere Reihe" (15. Jahrhundert) in München. 1887 Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, 1886–1892 Herausgeber der von ihm begründeten "Deutschen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften". 1890–1892 leitender Sekretär des preußischen Historischen Instituts in Rom. 1896 wegen seiner Schrift "Caligula. Eine Studie über römischen Cäsarenwahn" (1894) wegen Majestätsbeleidigung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Privatgelehrter in München, Professor und ao. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, 1924 wegen seiner Kritik an der "Schwarzen Reichswehr" verhaftet, dann wieder freigelassen. 1927 Träger des Friedensnobelpreises.
18.03.1933 Emigration in die Schweiz (Genf), Fortsetzung seiner Editionsarbeit und publizistische Tätigkeit (u. a. Mitarbeiter der "Neuen Zürcher Zeitung", der "Basler Nachrichten" und des "Prager Tagblatts"). 10.05.1933 Verbrennung seiner pazifistischen Schriften in Deutschland.
Reisen, u. a. nach Paris, 1934 und 1935/36 erfolgreicher Einspruch des deutschen Konsuls in Genf bzw. des Auswärtigen Amts gegen seine beabsichtigte Ausbürgerung[1], Teilnahme an verschiedenen europäischen Friedenskonferenzen und Organisation von Hilfsmaßnahmen, votierte am 24.01.1935 auf Drängen Helmut v. Gerlachs gegenüber dem Nobelkomitee für die Verleihung des Friedensnobelpreises an Curt v. Ossietzky.
Juni 1939 verzeichnet in der SD-Übersicht "Erfassung führender Männer der Systemzeit (Liberalisten – Pazifisten)" ("Emigrant … arbeitet in pazifistischem Sinne"). 07./12.1940 Ausbürgerung nach Auffindung eines die Annexion Österreichs scharf kritisierenden Briefs[2].
1893 Mitglied der süddeutschen Demokratischen Volkspartei, 1895 Vorsitzender des bayerischen Landesverbands. 1902–1911 Mitglied des Gemeinderats München. 1907–1918 Mitglied der Kammer der Abgeordneten (Liberale Vereinigung/ FVP), November 1918–Januar 1919 Mitglied des Provisorischen Nationalrats (Mitglieder des früheren Landtags: Liberale Vereinigung) und dessen 2. Vizepräsident, Februar–11.06.1919 Mitglied des Landtages (gewählt in den Stimmkreisen München II und III, 11.06. Mandatsniederlegung).
1919 DDP, 1930 Mitgründer der Radikal-Demokratischen Partei, 1894 Gründer und bis 1914 Vorsitzender der Münchener Friedensgesellschaft, Korrespondent des Europäischen Büros der ersten Abteilung der Carnegie-Stiftung, 1901 Mitglied des Internationalen Rats der Friedensgesellschaft. 1892 Mitglied, 1914 Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft, Vorsitzender des Deutschen Friedenskartells, Vizepräsident des Internationalen Friedensbüros. 1919–1920 Mitglied der Nationalversammlung (DDP), lebenslanges Mitglied der Interparlamentarischen Union.
Q.: Lilla, Bayerischer Landtag Nr. 480 (Schumacher, MdL Nr. 977; Schumacher, MdR Nr. 1181; Bosl, Erg.; Benz/Graml; NDB 21, S. 45ff.; Köglmeier, Anhang VII Nr. 188; Anhang XVI Nr. 264; Reichshandbuch 2, S. 1459f.; Hans-Ulrich Wehler: Einleitung zu: Quidde, S. 7–18).
Bildnachweis: Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, Hbks Z 35-2 = 4 Biogr.c. 252 k-2 / S. 1459 rechte Sp. Unten, Bildnummer: port-011937.
Weitere Informationen:
- bavarikon Personensuche
- GND 11874318X
Einzelnachweise
- ↑ (1) Die Ausbürgerung Quiddes konnte aufgrund der Einwendungen des Konsuls Krauel in Genf zweimal, in den Jahren 1934 und 1935/36, verhindert werden (Mitteilung des Auswärtigen Amts, Vorgänge im PA, R 99874).
- ↑ Nachdem das RSHA im Jahre 1940 Kenntnis von einem Brief erhielt, den Quidde 1938 an den Präsidenten der Deutsch-Böhmischen Völkerbundsliga Nelböck in Brünn gerichtet hatte, und in dem er die Hitler-Regierung "eine Bande von Verbrechern, Mördern, Räubern, Brandstiftern und (was vielleicht schlimmer als alles ist) bestialischen Folterknechten, dazu Lügnern und Heuchlern" nannte, stimmte der Genfer Konsul Krauel dem Ausbürgerungsantrag zu (Mitteilung des Auswärtigen Amts, Vorgänge im PA des Auswärtigen Amts, R 99874).
Empfohlene Zitierweise: Joachim Lilla: Quidde, Ludwig, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/Quidde, Ludwig (05. Dezember 2024).