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Pietzsch, Albert

Aus Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-) Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945
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Albert Pietzsch

* 28.06.1874 Zwickau, † 13.06.1957 in München-Solln.

1880–1884 Bürgerschule und 1884–1893 Realgymnasium Zwickau, nach dem Abitur ein Jahr als Schlosser in den Lokomotivreparaturwerkstätten in Zwickau und Chemnitz tätig (Vorpraktikum zur angestrebten Ingenieurslaufbahn), 1894–1898 Studium der Maschinenbaus an der Technischen Hochschule in Dresden, 1898–1900 ebendort Assistent des Physikers Wilhelm Hallwachs, 1900–1908  Betriebsingenieur bei der Chemischen Fabrik Buckau.

1909 Übersiedlung nach München, gemeinsam  mit seinem Schwager konzeptionelle Vorarbeiten zur Gründung einer Fabrik zur Herstellung von Wasserstoffperoxid, 1911 Inbetriebnahme der Elektrochemischen Werke München (EWM), infolge Unterstützung seitens der Chemischen Industrie Basel (Ciba) dauernde Geschäftsverbindungen Pietzschs und der EWM in die Schweiz, ab 1915 Lieferungen von Wasserstoffperoxid (v. a. als Desinfektionsmittel bei der Wundbehandlung verwendet) an das bayerische Heer und dann die gesamte  deutsche Armee (Kooperation mit dem Pharmazieunternehmen E. Merck Darmstadt), zwischen 1923 und 1927 mit seinen europäischen Partnern und mit amerikanischen Industriellen Gründung der Buffalo Electro-Chemical Company (BECCO) in den USA.

Mai 1933–Sommer 1943 Präsident der Industrie- und Handelskammer München, 1933 Präsident des Bayerischen Industriellenverbandes, 1936–Aug. 1944 Präsident der Reichswirtschaftskammer, dann deren Ehrenpräsident auf Lebenszeit.

1945 notdürftige Wiederaufnahme der Produktion in den durch einen Luftangriff im Juli 1944 schwer in Mitleidenschaft gezogenen EWM, Aug. 1945 vorübergehend interniert, Okt. 1945–Februar 1948 in Frankfurt, Darmstadt, Nürnberg und Dachau interniert, Juni 1948 durch die Spruchkammer VI München in Gruppe II ("Belastete") eingestuft, zu zwei Jahren Arbeitslager und 75%igem Vermögenseinzug verurteilt, nach Berufung und Gnadengesuch im Juli 1949 in Gruppe IV ("Mitläufer") eingestuft, anschließend bis zu seinem Ausscheiden Ende 1956 im Vorstand der EWM und bis kurz vor seinem Tod Vorsitzender des Aufsichtsrats. Keine politischen Aktivitäten nach 1945.


Mitglied des Arbeitgeberverbandes der chemischen Industrie, um 1920/21 erste Kontakte mit Adolf Hitler, nach 1925 regelmäßige Zuwendungen an die NSDAP, Februar 1927 NSDAP, September 1927 Parteiaustritt, Mai 1930 Wiedereintritt und im Stab von Rudolf Heß, 30.06.1933–Febr. 1937 Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft, 04.05.1937–Ende 1942 Mitglied des Beirats der Deutschen Reichsbahn, 1933–1935 Wirtschaftsberater im Stab des Stellvertreter des Führers, Hauptamtsleiter (mit eigenem Büro in Berlin), leitete zudem mit Ferdinand Grünig das (u.a. durch Mittel des Reichsstands der Deutschen Industrie finanzierte) "Büro für zentrale Wirtschaftsbeobachtung", Mitglied u. a. folgender Aufsichtsräte: Deutsche Bank, Siemens-Schuckert-Werke, Bavaria-Film, Mitglied des NSKK, der DAF (hier auch Mitglied der Leitung des Heimstättenamtes), der NSV, des NS-Bundes Deutscher Technik, des NS-Altherrenbundes und der Reichskammer der bildenden Künste, "Pionier der Arbeit".


Q.: Institut für Zeitgeschichte - Archiv - Bestand Pietzsch, Albert Signatur ED 458, Findbuch S. 1–4 (http://www.ifz-muenchen.de/archiv/ed_0458.pdf; Aufruf 22.08.2011).

Bildnachweis: Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann, Bildnummer: hoff-3068/ hoff-3069.

Weitere Informationen:


Empfohlene Zitierweise: Joachim Lilla: Pietzsch, Albert, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/VWH/Pietzsch, Albert (21. November 2024).