Fust, Herbert
Fust, Herbert Robert Gerhard
* 01.06.1899 Langenfelde/Krs. Grimmen (Pommern), † 11.11.1974 Buchholz (Nordheide); evang., 1938 gottgl.
1906–1917 Volksschule in Glewitz und Demmin, Gymnasium in Demmin und Landwirtschaftsschule in Eldena (Pommern). 1917–1918 Kriegsfreiwilliger in einer MG-Kompanie, 1918 Unteroffizier, Dezember 1918–Mai 1919 Angehöriger der freiwilligen Formation Graf Kanitz (Kurland), Mai 1919 Rückkehr nach Deutschland und aus dem Militär als Vizefeldwebel entlassen.
1919–1921 landwirtschaftliche Ausbildung, 1921–1922 Studium der Landwirtschaft (zwei Semester) in München, anschließend als Gutsverwalter auf zwei pommerschen Gütern tätig; 1924 selbsständiger Landwirt auf einem 1600 Morgen großen Hof in Warrenzin bei Dargun. 01.01.1932–1933 Mitglied der Amtsversammlung und Amtsvertreter des Amtes Malchin sowie stellvertretender Gemeindevorsteher in Warrenzin.
01.07.1932–30.06.1933 Führer (m.d.F.b.) der (selbständigen) SA-Untergruppe Mecklenburg (Schwerin), 01.01.1933 Übernahme in den hauptamtlichen SA-Dienst, 15.04.1933 SA-Oberführer, 1933–Juli 1934 Sonderbevollmächtigter der OSAF in Hamburg und Mecklenburg, 01.07.1933–14.09.1933 Führer der SA-Brigade 11 "Mecklenburg" (Schwerin), 15.09.1933–31.10.1937 Führer (bis 24.12.1933 m.d.F.b.) der SA-Gruppe Hansa (Hamburg), 24.12.1933 SA-Brigadeführer, 20.04.1936 SA-Gruppenführer. Wegen Trunkenheit und sexueller Affären verwarnt. 01.11.1937–31.01.1942 Führer der SA-Gruppe Kurpfalz (Mannheim). 26.08.1939 zur Wehrmacht einberufen. September 1939–1942 Kriegsdienst (Frankreich, Afrika), 1940 Leutnant d.R., zuletzt (um 1943) Oberleutnant d.R. in einem Panzer-Pionierbataillon.
Von Mai 1945 bis April 1948 in britischer Kriegsgefangenschaft in verschiedenen norddeutschen Lagern. Von einem "britischen Gericht" ohne Spruchkammerverfahren in die Gruppe IV ("Mitläufer") eingestuft. Im Anschluss war er als Kaufmann in Hamburg wohnhaft.
1946 von ehemaligen SA-Männern in einem Verfahren zu den Novemberpogromen 1938 in und um Darmstadt schwer belastet: Er habe in der Nacht des 9. Novembers von München aus, wo er als Gruppenführer der SA-Gruppe Kurpfalz an der zentralen Feier im Alten Rathaus teilgenommen hatte, telefonisch den Befehl weitergegeben, alle Synagogen in seinem Befehlsbereich zu zerstören. Daraufhin Ermittlungen, 21.03.-06.07.1949 in Untersuchungshaft. 25.07.1952 Freispruch vor dem Landgericht Wiesbaden, da Erteilung des Befehls nicht mit absoluter Sicherheit nachgewiesen werden konnte.
Weiterer Lebensweg nicht bekannt.
30.01.1941 SA-Obergruppenführer, 21.01.–31.01.1942 vertretungsweise mit der Führung der SA-Gruppe Hansa beauftragt, 01.02.1942–1945 Führer der SA-Gruppe Hansa, Hamburgischer Staatsrat, nach 1945 interniert.
1923–1924 Stahlhelm, 1923–1927 DVFP, 1924–1927 Frontbann, 1927–1930 Freikorps Roßbach, 15.11.1930 Meldung bei der NSDAP und Eintritt in die SA als SA-Mann, 01.12.1930 Aufnahme in die NSDAP, Februar 1931 SA-Sturmführer, September 1931–Dezember 1932 Führer einer SA-Standarte, 1932–1933 MdL (Mecklenburg-Schwerin), März 1933–1945 MdR.
Q.: Lilla, Statisten Nr. 285; Moritz/Noam, Nr. 26.
Bildnachweis: Reichstagshandbuch 1933, S. 331
Ergänzungen zum Originaleintrag: Friedrich Ulf Röhrer-Ertl (BSB)
Weitere Informationen:
- bavarikon Personensuche
- GND 130430609
Empfohlene Zitierweise: Joachim Lilla: Fust, Herbert, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/VWH/Fust, Herbert (06. Oktober 2024).