Wollenberg, Erich
Pseudonym: Walter
* 15.08.1892 Königsberg, † 06.11.1973 München[1]; n.e.
Humanistisches Gymnasium, Beginn eines Medizinstudiums.
1914 Kriegsfreiwilliger, 1917 Leutnant, mehrfach verwundet. 09.11.1918 "als einziger Offizier an der Spitze der feldgrauen Massen" an der Erstürmung des Generalkommandos und des Militärgefängnisses in Königsberg beteiligt. Chef des Sicherheitsdienstes des Arbeiter- und Soldatenrats Ostpreußen und Führer der Matrosenvolkswehr.
01.01.1919 Rücktritt aus Protest gegen die Aufstellung von Freiwilligenverbänden zur Bekämpfung der sowjetischen Revolution im Baltikum, Übersiedlung nach München und Fortsetzung des Studiums. 13.04.–30.04./03.05.1919 Chef des Generalstabs der Roten Armee, nach Niederschlagung der Räterepublik zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt, bis März 1922 in Haft. April 1922 Volontär bei der "Roten Fahne" in Berlin, Juli 1922 Chefredakteur der "Roten Fahne des Ostens" in Königsberg. April 1923 Redakteur der KPD in Bochum, Mai 1923 (unter dem Pseudonym Walter) Leiter des dortigen Maiaufstandes, dann Redakteur in Hamborn, kurze Zeit Organisationsleiter der KPD im Ruhrgebiet. August 1923 (als Walter) "Militär-Politischer Oberleiter Süd-West", Strafverfolgung wegen Vorbereitung zum bewaffneten Aufstand usw. Ende April 1924 zur "Ersten deutschen Militärschule beim General der Roten Armee" nach Moskau entsandt, Herbst 1924 Eintritt in die Rote Armee im Range eines Brigadekommandeurs, Sommer 1926 zur Ersten Proletarischen Division (Gardedivision der Kaderarmee) versetzt.
Februar 1927 illegale Rückkehr nach Deutschland, kurzzeitig Chefredakteur der Saarbrückener Arbeiterzeitung, danach wissenschaftliche Arbeit und Leiter des Militärkabinetts am Marx-Engels-Institut in Moskau. 1928 Professor für Geschichte der Arbeiterbewegung des Westens an der Internationalen Leninschule, April 1931 Rückkehr nach Deutschland. Militärischer Leiter des (illegalen) Roten Frontkämpferbundes (RFB) und Chefredakteur der "Roten Front".
November 1931 verhaftet, Februar 1932 freigelassen, März–September 1932 innenpolitischer Redakteur der "Roten Fahne", erhielt nach Kritik des RFB und der (von Walter Ulbricht geführten) KPD-Bezirksleitung eine "Parteirüge", Ende 1932 Rückkehr nach Moskau.
Wegen seiner Kritik an der KPD am 04.04.1933 von der Internationalen Kontrollkommission aus der Partei ausgeschlossen, Juli 1934 Flucht nach Prag, Herbst 1938 nach Paris, 1940 nach Marokko, dort von der (Vichy-)Polizei verhaftet. Nach acht Monaten Untersuchungshaft Einstellung des Verfahrens (angebliche kommunistische Tätigkeit) durch das Kriegsgericht, dann durch die Zivilbehörden in ein Straflager in Ostmarokko eingelesen. Ab 1943 für französische Zeitungen in Marokko und Algier, April 1946 nach Paris repatriiert, Sommer 1946 Übersiedlung nach München. Bis 1951 Leiter der außenpolitischen Redaktion der Zeitschrift "Echo der Woche", danach freier Journalist in Paris (1954–1959) und in München.
November 1918 USPD, April 1919 und 1931–1933 KPD, April 1924–April 1931 KPdSU(B), 04.04.1933 aus der KPD ausgeschlossen.
Q.: Weber/Herbst, S. 1044ff.; Grau; Wollenberg; Biographisches Handbuch der Kommunistischen Internationale (Datenblatt auf CD-ROM).
Weitere Informationen:
- bavarikon Personensuche
- GND 117433209
Einzelnachweise
- ↑ Biographisches Handbuch Komintern nennt Hamburg.
Empfohlene Zitierweise: Joachim Lilla: Wollenberg, Erich, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/Wollenberg, Erich (24. November 2024).